Emotionales Essen löst keine Emotionalen Probleme.
Trotzdem passiert es uns allen mal. Eben mal mehr und mal weniger.
Die Ursache dafür hast du bei den Hormonen ja schon kennengelernt. Gerät unser Gehirn in Stress, dann sorgt das Steinzeitgehirn sofort dafür, dass es sich so schnell es geht wieder beruhigt und tut alles in seiner Macht stehende, um das auch zu erreichen.
Wir haben ja schon gelernt, welche Möglichkeiten dem Gehirn zur Verfügung stehen:
- natürliche Opiate (z.B. Glutomorphin in Brot, Casomorphin in Käse, Transfette)
- Insulinausschüttung (schneller Zucker), um das Stresshormon Cortisol loszuwerden
- Entspannung
- Problem-/Kofliklösung
Und zwar genau in der Reihenfolge.
Am schnellsten geht der biochemische Prozess über Opiate, denn er wirkt sofort im Gehirn, dann folgt die Insulinausschüttung, die das Cortisol vertreiben soll, um somit den Druck auf das Gehirn zu entlasten, als nächstes kommt die Entspannung, hier müssen wir schon selbst aktiv werden und eingreifen und natürlich dauert die Problem- bzw. Konfliktlösung, die für das Nachlassen des Stresses am Wichtigsten ist, am längsten.
Daher ist Stressessen auch so ein weit verbreitetes Phänomen.
Jedoch haben wir es hier mit einer Abwärtsspirale zu tun, die wir ganz dringend unterbrechen müssen.
Denn, haben wir Stress und futtern dann auch noch wahllos eben die Opiate, von denen wir doch so dringend loskommen wollen und verlieren dann darüber auch noch die Kontrolle, ist der Selbstwerteinbruch perfekt.
„Ich kann mich ja nicht mal beim Essen zusammenreißen! Wie soll ich da jemals mein Problem lösen!“
Mit den schnellen Zuckern ist es das gleiche. „Ich kann mich nicht mal vor der Tafel Schokolade zurückhalten. Das ganze Training umsonst! Dann nehm ich ja noch zu auch, statt abzunehmen!“
Jetzt kommt zu dem eigentlichen Stress noch der Essensstress dazu und die Misere ist perfekt.
„Tür zu - Licht aus - Lasst mich bloß in Ruhe!“
Kommt dir bekannt vor? - Das liegt daran, dass das biologisch nunmal so funktioniert. Du bist also nicht allein. Kennst du das, die Kinder kommen im Stress schon mal daher und wollen Schokolade. Nein, du bist keine schlechte Mutter! Das hat ihr Gehirn nunmal sofort raus, dass das funktioniert.
Jetzt, wo du weißt, dass alles eine biochemische Steuerung in deinem Gehirn ist, möchte ich dir eine weitere biochemische Reaktion an die Hand geben, die dir hier wirklich den Arsch rettet.
Wir können nur entweder Entspannt - oder Angespannt sein. Beides zeitgleich geht nicht!
Im Stresszustand ist unser Gehirn unkreativ. Es greift nur auf Standardlösungen und auf „Kampf - Flucht - Totstellen“-Reaktionsmuster zurück. Es bietet dir in diesen Momenten keine Lösung an, die außerhalb der Box wäre, die dir ungeahnte Horizonte eröffnen könnte, ein Meer an Lösungen nämlich.
Nein, im Stresszustand denkt dein Gehirn nicht weiter.
Also wirst du es austricksen müssen.
Jetzt wird es spannend… Lass uns eine Gedankenreise machen. Stell dir vor, du wärst ein Samurai, der sein Schwert in der Hand hält und vor ihm stehen zehn Gegner.
Todesangst?
Hat er eine Chance, wenn sein Gehirn jetzt in „Kampf-Flucht-Totstellen“ Modus geht?
Wohl kaum.
Trotzdem war es so, dass die Samurai die gefürchtetsten Krieger waren, denn sie konnten es alleine auch mit einer deutlichen Überzahl aufnehmen. Warum?
Weil sie den Trick kannten, ihr Gehirn im Gegensatz zu den Gegnern ständig für kreative Lösungen offen zu halten - selbst im Angesicht des Todes.
Sie wussten, der Körper kann nur entweder angespannt und verkrampft sein oder entspannt und beweglich.
Und genauso verhält es sich mit dem Gehirn.
Das bedeutet, dass du um diesen Trick zu erlernen, lernen musst, deinen Körper auf Knopfdruck zu entspannen!
Wir haben das schon gehört beim Thema Cortisol und Entspannungsverfahren, wie wichtig es ist, dass du lernst dich zu entspannen.
Wenn du Schwierigkeiten mit emotionalem Essen hast, dann musst du hier noch einen Schritt weiter gehen.
Du MUSST Entspannungstechniken TRAINIEREN.
Richtig gehört. Trainieren. Wie Sport! Wir haben in unserem Alltag bisher nur gelernt uns anzuspannen und in Stress zu versetzen. Nicht aber, wie wir uns entspannen.
Dabei ist es selbst in der Armee ein Muss. Soldaten singen! Warum?
Du kannst nur entweder singen - oder gestresst sein! Beides geht nicht!
Genau für diesen Fall habe ich eine eigene Playlist, die ich „I feel so sexy!“ getauft habe.
Hoppla, angehender Stress? Playlist rein und lauthals mitsingen!
Ein mächtiger erster Schritt, die Stressspirale nicht nach unten zu sausen, sondern in meinem Gehirn die Herrin zu bleiben.
Du musst nur einen Schritt schaffen: Erkennen, dass du gestresst bist und das Ruder übernehmen, bevor dein Steinzeitgehirn übernimmt.
Das nennen wir jetzt mal „Ersthilfe“!
Wir geraten in Stress - und weil wir WISSEN, dass die Problemlösung eventuell etwas länger dauern könnte, müssen wir jetzt AKTIV für Entspannung sorgen, damit wir überhaupt in der Lage sind eine kreative Lösung zu finden.
Und zwar bevor wir den „Gegner zerstören wollen“, vor Problemen per „Tür zu, Licht aus - Lasst mich bloß in Ruhe!“ flüchten, oder uns mit „Ich tu jetzt mal so als hätte ich kein Problem“ totstellen.
Nochmal… um es GANZ KLAR zu formulieren: Es geht ERST mal um das Beruhigen des Gehirns AN SICH!
Nicht um das Problem zu lösen! Um das kümmern wir uns später.
Tust du das nicht, wird sich dein Gehirn der Opiaten und Zucker Möglichkeiten bedienen.
Jetzt darfst DU entscheiden.
…
Sehr gut. Ich finde auch, dass das keine Option sein sollte. Wir übernehmen lieber selbst die Verantwortung in unserem Gehirn, statt es dem Steinzeitgehirn zu übergeben und das geht nur, wenn es beruhigt ist.
Also lernen wir, uns zu beruhigen!
Wie geht das jetzt?
Machen wir es wie die Samurai! 5 tiefe Atemzüge, bevor du eine Entscheidung triffst.
Und übe dich in aktiver Entspannung.
Bei den Samurai gab es ein Sprichwort, das besagt: „Wenn zwei Krieger mit den gleichen Schwertkampffähigkeiten aufeinander treffen, gewinnt derjenige, der Zen besser beherrscht.“
Zen ist eine Form der Meditation, bei der der bewusste Tiefenentspannungsprozess trainiert wird.
Betonung auf „trainiert!“
Ich kann es nur immer wieder erwähnen, dass sich bewusst entspannen zu können genauso trainiert werden muss, wie ein Muskel. Wie eine neue Sportart.
Nehmen wir Klettern. Bei den Profis sieht das so leicht aus. Aber starte mal als Anfänger. Weder weißt du, wie du dich an den Gesteinen festhalten sollst, noch hast du die Kraft und Koordination, die zum Bezwingen dieser Wand nötig ist.
Genauso ist es mit der Meditation und dem bewussten Entspannen.
Ich kann dir hier aus eigener Erfahrung nur als Motivation mit auf den Weg geben: ES LOHNT SICH!
Denn: Dein Gehirn ist nur entweder entspannt und kreativ - oder gestresst und ideenlos.
Das ist etwa wie mit einem Sack voller Kugeln. Lauter Blaue Kugeln und eine rote Kugel. Die rote Kugel steht für unsere Lösung.
Ist unser Gehirn angespannt, ist der Sack so zugeschnürt, dass du mit jedem Griff nur eine Kugel herausholen kannst. Es dauert ewig, bist du die Rote Kugel findest.
Wenn unser Gehirn entspannt ist, dann läuft das so: Einmal den Sack ausschütten. „Aha, da ist die rote Kugel!“ Fertig.
Wenn du Lösungen für Probleme benötigst - welches Gehirn möchtest du dann benutzen? Das kreative oder das unkreative?
Na, das will ich aber doch mal meinen, dass du das kreative Gehirn haben willst!
Für maximal gute Lösungen musst du also maximal entspannt sein. Und DAS musst du trainieren.
Bisher hast du das nur vom Sport gelernt, dass man, um etwas zu erreichen, bestimmte Muskeln in bestimmter Reihenfolge anspannen muss. Das nennt sich dann Koordination.
Bei der Entspannung geht es jetzt darum, deine Muskulatur bewusst ansteuern zu lernen und locker zu lassen.
Warum hat das jetzt Auswirkungen auf dein Gehirn?
Naja, dein Gehirn ist nicht der alleinige Chef in deinem Körper. Es hört auch auf die Signale deines Körpers. Signalisiert dein Körper „Hey, alles easy!“, dann reagiert auch dein Gehirn mit Entspannung darauf.
„Ok, hier ist alles entspannt, dann droht wohl keine Gefahr!“ Und fährt runter.
Toller Trick, oder? Und schon bist du wieder der Chef im Ring (und nicht dein Steinzeitgehirn) und hast vollen Zugriff auf deine Ressourcen im Gehirn.
Das Schöne daran: Du musstest nicht mal Opiate oder schnelle Kohlenhydrate einwerfen - keine unnötigen Kalorien, kein unnötiger Insulinausstoß, kein Frust.
Lediglich mal alles locker gelassen.
Bähm!
So und JETZT müssen wir uns aber natürlich auch um dein emotionales Problem kümmern!
Jetzt tauchen wir tief in Zen ein.
Normalerweise würden wir ja wieder verkrampfen, sobald wir auch nur geistig in die Probleme gehen. Denn das Gehirn kennt keinen Unterschied zwischen äußerer und innerer Realität.
Schlimme Situation im Kopf, egal ob gerade passiert, gestern passiert oder auch einfach nur eine deiner Befürchtungen, was in der Zukunft passieren könnte - macht Stress im Hirn.
Ich habe seit über 12 Jahren mit Patienten gearbeitet. Ich habe Ausbildungen in Hypnose, Systemtherapie, Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren, Schamanismus. Man könnte sagen, ich bin eine hochgepimpte Therapeutin, immer auf der Suche nach der IDEALEN Therapieform.
Meine Erkenntnis nach all den Jahren möchte ich hier mit dir teilen:
Sie alle verbindet eine Essenz: Egal, welche Therapieform ich verwendete, um ein Trauma zu lösen, es kam immer darauf an, ob ich es schaffte, meinen Patienten in die Entspannung zu bringen und zwar auch mitten im Chaos.
Im Grunde dienen die Therapieformen nicht dem Patienten - sondern dem Therapeuten! Ja, richtig gehört! Der Therapeut braucht das Handwerkszeug, damit er selbstsicher genug ist, in sämtlichen emotionalen Lagen Ressourcen an seiner Seite zu haben, die er nutzen kann. Damit ER ganz relaxed in einer stürmischen Situation bleibt und damit seinem Patienten den Sturm nimmt und ihn beruhigen kann. Das ist alles.
Du erinnerst dich, wir können nur entweder entspannt sein - oder Angst haben.
Die Lösung für ein Problem kommt immer aus uns selbst, die kann uns niemand von außen geben. Aber jemand von außen kann uns helfen, dass wir uns in dem Sturm entspannen können.
Verlierst du deine Angst bzw. deinen Stress vor einer Situation, bist du offen für eine Lösung!
So. Jetzt machen wir es wie die Samurai. Schnapp dir ein Problem, das du hast. Lass es uns gemeinsam lösen.
Mach es dir bequem.
Atmen.
Und alles locker lassen. Mach die Augen zu.
Sobald du soweit bist, holst du dir vor deinem inneren Auge die Situation, das Problem her.
Bleib entspannt, alles was passiert, findet gerade nur in deinem Kopf statt!
Bleib präsent mit deinem Körper. Ist hier irgendwo eine Anspannung? ... Atmen, bis du dort auch locker wirst.
Fallen wir wieder zurück in die Anspannung, sobald wir an das Problem rangehen - ATMEN.
Und alles locker lassen.
Jetzt beobachte einfach die Situation. Sei maximal entspannt.
Beginne dir eine Frage zu stellen… „Was kann ich tun, um das zu lösen?“
...
Und warte ab. Bleib entspannt.
...
„Was kann ich tun, um das zu lösen? Welche Möglichkeiten habe ich?“
Bleib offen für alles, was jetzt kommt!
...
Lass dir einfach alle Lösungen zeigen, die dein jetzt kreatives Gehirn so zu bieten hat.
...
Wow… das sind ja mal richtig viele interessante Lösungsansätze!
...
Lass sie auf dich wirken.
...
Das Ziel ist jetzt, die beste Lösung für dich und alle Beteiligten herauszufiltern.
...
Spüre jetzt genau hin in deinen Körper.
...
Bei welcher dieser vielen Lösungen kommt in dir noch mehr Entspannung, sogar Freude auf?
...
Wo spürst du sie?
...
Wenn du soweit bist, dass du dich für eine Lösung entschieden hast, dann atme noch 5 mal tief ein und aus.
...
Und komm langsam zurück.
Fühlt sich das gut an? Ja - und das Gute ist, dass du das jetzt jederzeit trainieren kannst.
Deshalb gönn dir außer Entspannungsmomenten auch bewusste „Entspannungs-Trainingseinheiten“ - du weißt ja, die besten Ideen haben wir auch mal auf dem Klo. Genau deshalb. Weil es so schön entspannend ist.
Werde also die Herrin in deinem Hirnkastl durch die Meisterschaft der Entspannung und meistere so dein emotionales Essen.
Naja, ich will ganz ehrlich mit dir sein: Viel Wahl hast du nicht.
Entweder du lernst dich zu entspannen, oder dein Gehirn greift auf die Opiate und Insulin-Methode zurück. Biochemisch weißt du ja jetzt, warum.
Lerne dich zu entspannen und gehe Vollgas in Richtung Wunschfigur - denn ab hier ist es vorbei, dass du jammern durftest, dass du nicht weißt, was du tun sollst, wenn dich der emotionale Hunger überkommt. Jetzt weißt du es.
Du darfst jammern, wenn du es versuchst und es nicht gleich schaffst. Selbstverständlich!
Und dann darfst du weiter trainieren.
Du kennst nun die Spielregeln. Es sind nicht mehr und nicht weniger. Und nein. Es gibt auch keinen Weg drumrum.
Aber weißt du, ein entspanntes Leben zu führen ist so viel schöner!
Es lohnt sich auch für sämtlichen anderen Lebensbereiche!
In diesem Sinne, wünsche ich dir viel Freude beim Trainieren und Entspannen!
In voller Vorfreude auf das Ende der unkontrollierten, emotionalen Essensaussetzer... auf dem Weg in die emotionale Freiheit!
Alles Liebe!
Deine Anja